Meine Werte

Jeder muss sicher irgendwann ein mal entscheiden, was für einen wichtig ist und welche Werte man vertritt. Umso wichtiger ist dies im Bondage und im BDSM. Einvernehmen auf beiden Seiten, sowie eine offene Kommunikation und Sicherheit stehen für mich an erster Stelle. Doch bei all dem darf auch eine schöne gemeinsame Zeit nicht zu kurz kommen.

Die Intention

An zweiter Stelle steht für mich die Intention, also das Ziel der Fesselung. Auf meinem persönlichen Weg hat es mir dabei geholfen zu überlegen, wofür ich Bondage nutzen möchte. Zunächst möchte ich wie folgt unterscheiden:

Dekoratives Bondage

Beim dekorativen Bondage geht es für mich um die reine Verzierung des Körpers durch Seil. Hierzu zählen für mich auch farbige Seile, das Spiel mit Farben und Mustern. Diese Verzierungen dienen meist keinem weiteren Zweck, sondern dem Gefühl auf der Haut und einem schönen Aussehen.

Dazu kann man diese Verzierung auch abseits von Menschen durchführen - so wie mein Spinnennetz, das einen wunderbaren Foto-Hintergrund darstellt, aber auch zum Befestigen sehr gut geeignet ist. Einen weiteren Einsatz kann das dekorative Bondage natürlich auch in Form von Kleidungsstücken für Fetischparties haben. Auf diesen Teil gehe ich im weiteren Verlauf nicht ein, da ich ihn selber nur selten benutze, oder zumindest nicht so oft wie die Anderen. Dennoch sei gesagt, dass dies eine gute Übung darstellt.

Fixierendes Bondage

Das Fixieren von Gliedmaßen gehört zu den einfachsten Formen des Bondage. Die reine Zweckmäßigkeit steht hier im Vordergrund, also beispielsweise das Fixieren von Armen. Dies kann durch verschiedene Techniken geschehen, wie beispielsweise in Form von Handschellen aus Seil. Das Auseinanderbinden von Beinen zum besseren Bespielen an einen Haken oder Balken erfreut sich auch großer Beliebtheit. Die Aspekte wie eine tiefe Verbindung oder ein schönes Aussehen spielen hierbei eine untergeordnete Rolle. Ich nutze dies oft in Sessions, um jemanden in eine Position zu bringen (und dort zu fixieren).

Zudem können auch verschiedene Körperteile aneinandergebunden werden. Als erstes Beispiel möchte ich hier das Zusammenzubinden der Handgelenke und Fußknöcheln in sitzender Haltung nennen. Dadurch wird der Intimbereich wunderbar bespielbar. Die gefesselte Person sitzt dabei auf dem Boden und nun gilt es Arme und Beine zu fixieren. Dies kann entweder durch das komplette Fesseln von Unterarmen und Unterschenkel geschehen oder aber indem Hand- und Fußgelenke zusammengebunden werden. Legst du die gefesselte Person nun auf den Rücken, ist es fast wehrlos. Wenn du noch ein wenig kreativ bist, kannst du auch noch die Beine hinweg über den Rücken so fixieren, dass sie nicht mehr geschlossen werden können.

Für das zweite Beispiel bringe die gefesselte Person in eine kniende Haltung. Der Kopf wird nach vorne auf den Boden gelegt und die Arme nach hinten unter dem Körper hindurchgezogen. Es wird also eine Doggyposition eingenommen, bei der die Arme unter dem Körper nach hinten geführt werden. Nun fesselst du die Handgelenke mit den Fußknöcheln zusammen. Durch das Umwickeln der Seile wird ein Entkommen unmöglich und hält die Person in dieser Position. Tipp: In dieser Position kann man wunderbar auch die Fußsohlen bespielen. Kitzeln eignet sich hervorragend.

Zum Fixieren gibt es eine Vielzahl an weiteren Ideen und Möglichkeiten - ich bin mir sicher du bist kreativ!

Einschränkendes Bondage

Diese Form des Bondage genieße ich selber als passiver Part auch gerne - nicht oft, aber gerne. Das Gefühl der Einschränkung der Bewegung und den Druck des Seiles auf der Haut zu spüren, ist unbeschreiblich. Für mich unterscheidet sich diese Form des Bondage zum vorherigen Fixieren, da die Bewegung wesentlich mehr eingeschränkt ist. Wenn die Arme und Beine zu den Seiten fixiert sind, besteht weiterhin ein kleiner Bewegungsspielraum – dies ist bei dem einschränkenden Bondage nicht mehr möglich.

Hier entsteht eine ähnliche Spannung auf der Haut wie beim dekorativen Bondage, aber das Gefühl ist für mich ein anders, wenn ich beispielsweise Arme oder Beine nicht mehr vollständig bewegen kann. Ich würde dieses Gefühl einerseits als Geborgenheit definieren, aber auch als Kontrollverlust. Hierbei gibt es für mich eine besondere Empfindung von Nähe, dem des Gehalten-Werdens.

Sinnliches / Emotionales Bondage

Beim sinnlichen Bondage kommt es für mich einzig und allein auf die Verbindung an. Hierbei kann das Seil selbst sogar in den Hintergrund rücken. Musik und Berührungen können hier weitere Teile zur Unterstützung sein.

Eine spezielle Form dieses Fesseln ist für mich Ichinawa. Dieser Begriff bezeichnet das Fesseln mit nur einem einzigen Seil. Im Allgemeinen, aber besonders in dieser Form, nutze ich das Seil zudem, um über den Körper zu streichen oder diesen einfach nur zu umwickeln. Dabei kann man kurzfristig auch mehr Druck ausüben als üblich und so ein noch intensiveres Gefühl geben.

Die Form des sinnlichen Bondage übe ich im Moment besonders am Boden aus. Das Spielen mit der Bewegung des Körpers, das enge Sitzen aneinander bildet hier für mich den Mittelpunkt.

Herausforderndes Bondage

Wie genau die Herausforderung dabei aussieht, kann sehr unterschiedlich sein. Ich ordne hierunter beispielsweise Predicament (zu Deutsch: Zwickmühle, siehe Workshop Predicament) Bondage ein, sowie das Spiel mit Schmerz (Semenawa). Auch Fesselungen, die die Atmung oder den Blutfluss einschränken gehören in diese Kategorie. Dabei möchte ich hier direkt darauf hinweisen, dass insbesondere die letzten beiden eher etwas für Fortgeschrittene ist.

Ziel dieser Fesselungen ist oftmals das Ausloten von Grenzen, also eine Person an die eigenen Grenzen bringen. Diese Fesselungen sind oftmals besonders intensiv.

Mein Stil

Tatsächlich von einem eigenen Stil zu reden wäre natürlich absolut übertrieben. Ich bin immer noch in einer Findungsphase und der Stil meines Fesselns ändert sich kontinuierlich.

An oberster Stelle steht für mich die Sinnlichkeit durch die Schaffung einer Verbindung. Enges Fesseln, die Körper dicht an dicht, gehört daher für mich immer dazu. Anders sieht dies in einer Session aus, bei der es nur um zweckmäßiges Bondage geht, oder aber in einem Fotoshooting.

Ich mag das Aufnehmen der Bewegungen des/der Seilpartner*in, das Spielen mit Geschwindigkeit und Stärke. Ich gebe gerne Zeit, sich einzufühlen und zu genießen. Aber auch schnelle Wechsel sind ein guter Kontrast und können sich wiederfinden.

Geht es um die Zweckmäßigkeit, nutze ich verschiedene Techniken. Hier steht der Zweck wieder an erster Stelle. Wird versucht sich zu wehren, so können Körperteile temporär fixiert werden, was zu einer wunderbaren Dynamik aus Aktion und Reaktion führt. Auch das Bestrafen, durch kurzzeitige Einnahme einer unangenehmen Körperhaltung, kann vorkommen.